Unter- und Mittelstufe
Die menschliche Individualität entfaltet sich in Entwicklungsschritten, die einen siebenjährigen Rhythmus erkennen lassen. In der Waldorfschule führt der Klassenlehrer die Kinder durch die gesamte Unter- und Mittelstufe, was ungefähr dem zweiten Lebensjahrsiebt entspricht. In Zusammenarbeit mit den Fachlehrern, den Eltern und gegebenenfalls auch mit Förderlehrern kann so die Entwicklung jedes einzelnen Kindes intensiv begleitet werden.
Der Schultag beginnt mit einem zweistündigen Epochenunterricht beim Klassenlehrer, anfangs nur in den Fächern Deutsch und Mathematik. Hinzu kommen praktische Übungen, beispielsweise Formenzeichnen. Ab der dritten Klasse erweitern sich dann die Inhalte zum Sachkundeunterricht: Epochen in Hausbau und Ackerbau, in Heimatkunde, Tierkunde, Pflanzenkunde, Erdkunde und Geschichte kommen dem kindlichen Interesse entgegen.
Doch nicht im distanzierten Betrachten sollen die Kinder der Welt begegnen, sondern im seelischen Miterleben. Altersgemäße bildhafte Erzählungen sprechen das Gefühl an. Die Kinder können so eigene innere Vorstellungen bilden, wie sie der jeweiligen Entwicklungsphase angemessen sind. Beginnend mit den Märchen in der ersten Klasse entwickeln sich die Vorstellungsbilder mit den Kindern und werden realistischer, sachlicher.
Die Persönlichkeit des Lehrers oder der Lehrerin wird als Autorität erlebt, weil sie mit diesen Bildern die Kinder seelisch anspricht und so durch die Welt führt. In der Pubertät beginnen die Jugendlichen dann, sich von dieser Autorität zu lösen und eigene, mehr rationale Wege zu suchen, die Zusammenhänge der Welt zu erfassen. Dem werden unter anderem die naturwissenschaftlichen Fächer gerecht, wie Physik und Chemie, die in der sechsten und siebten Klasse einsetzen.